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Historisches

Breitenheim wurde im Jahr 1293 erstmals urkundlich erwähnt und ist eine Gründung aus der fränkischen Landausbauzeit. Das Dorf hieß ursprünglich „Breydenauwin“ und dann bis ins 18. Jahrhundert „Breidenau“. Das Ortswappen ist zweigeteilt. Die eine Hälfte zeigt den blauen Löwen der in urkundlichen Zeiten herrschenden Grafschaft Veldenz auf silbernem Grund. Die andere ein silbernes Liktorenbündel auf Blau. Dies ist ein Hinweis auf archäologische Funde aus der Römerzeit auf hiesiger Gemarkung.

Im Jahre 1387 gehörte Breitenheim verwaltungsmäßig zur Hauptstadt der Grafen von Veldenz, Meisenheim, und kam 1444 bis 1793 durch Erbschaft zu Zweibrücken. Ab diesem Zeitpunkt stand die Gemeinde Breitenheim unter französischer Herrschaft.

Nach den Freiheitskriegen kam das Oberamt, später Kreis Meisenheim, am 1. September 1816 im Wiener Frieden unter die Herrschaft der Grafen von Hessen-Homburg. Nach dem Kriege 1866 wurde die Landgrafschaft Hessen-Homburg von Preußen annektiert und als ein eigener Kreis dem Regierungsbezirk Koblenz einverleibt.

Der Kreis Meisenheim wurde am 1. Oktober 1932 aufgelöst, so dass Breitenheim seitdem dem Kreis Bad Kreuznach angehört.

Die Kirche der Gemeinde Breitenheim liegt an der Südseite des Dorfes. Sie besteht aus einer sehr alten Kapelle, die im Jahre 1912 durch einen Neu- bzw. Anbau erweitert wurde.

Archäologische Ausgrabungen in Breitenheim:

 

Im Juni 1997 wurden bei Erdarbeiten für eine Feldscheune westlich von Breitenheim völlig unerwartet Fundamentreste eines offensichtlich sehr alten Gebäudes entdeckt. Dank der Aufmerksamkeit und des geschichtlichen Interesses des Bauherrn Wolff erhielten die zuständigen Landesarchäologen in Mainz über Karen Groß vom Historischen Verein Meisenheim davon Kenntnis. Bei einer umgehend vorgenommenen Ortsbesichtigung wurde die römische Zeitstellung der Gebäudereste erkannt und seine sofortige Ausgrabung beschlossen. Diese war aber nur möglich, da auch hier wieder von Familie Wolff und Frau Groß Wohlwollen und Unterstützung zuteil wurden.

 

In reichlich 14 Tagen grub, zum Teil vom Regen behindert, eine Arbeitsgruppe der Archäologischen Landesdenkmalpflege, Amt Mainz, den Baubefund aus. Unter örtlicher Leitung des Grabungstechnikers Klaus Soukop schälten sechs junge Männer, Zivildienstleistende, und ein Freiberufler die römische Bausubstanz aus dem Boden. Vom Kleinbagger bis zur Kelle kam dabei eine Vielzahl von Geräten zum Einsatz. Ziel war es, jede Spur des Gebäudes sichtbar zu machen, um über seine Größe, eventuelle Umbauten, Funktionen der Räume und die Bautechnik möglichst viel zu erfahren.

Im nächsten Arbeitsschritt wurde der gesamte Befund fotografiert, maßstabsgerecht gezeichnet und beschrieben: Voraussetzungen für die wissenschaftliche Auswertung. Nach einer Woche erfolgte dann die vorsichtige Wiederzuschüttung, damit darüber, wie geplant, die Feldscheune errichtet werden konnte.

In den kommenden Jahren sollen dann - mit Erlaubnis der Familie Wolff - die weiteren Teile des Gebäudes freigelegt werden, so dass Breitenheim im weiten Umkreis der einzige Ort ist, für den ein so vollständig ergrabener Grundriss einer römischen Villa Rustica vorliegt.

Nur einige, in der Kirche von Breitenheim eingemauerte Bildsteine mit ornamentaler und figuraler Verzierung belegten bisher, dass in Breitenheim auch schon zur Römerzeit Menschen ansässig waren. Als Teile von Grabmälern bezeugten sie indirekt eine römische Villa Rustica. 1997 wurde diese gefunden, zwischen dem Jeckenbach und dem Bollerbübchen.

Eine 'Villa Rustica', also ein römisches Landgut, bestand aus einem Hauptgebäude (Wohnhaus) und mehreren Nebengebäuden (Scheune, Stall, Remise, Gesindehäuser usw.). Nahezu in jeder Gemarkung des Kreises Bad Kreuznach und der Nachbargebiete sind derartige Siedlungsstellen bekannt. Dörfer im heutigen Sinne gab es damals noch nicht. Beginnend im 1. Jh.n.Chr., manchmal an einheimisch-keltische Fachwerkgebäude anknüpfend, prägten diese Landgüter für vier Jahrhunderte das Landschaftsbild. Nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für zentrale Orte wie Bad Kreuznach, Alzey, Bingen, Mainz, Worms, Trier usw. wurden hier landwirtschaftliche Güter erzeugt und nach dorthin verbracht.

Auf steinernen Fundamenten erhoben sich mehrgeschossige Stein- und Fachwerkgebäude, ziegelgedeckt, verputzt und mit verglasten Fenstern. Im Inneren gab es Mörtelstrichböden, manchmal Mosaike, Fußbodenheizung, bemalte Wände, Holzbalken- oder Gewölbedecken, z.T. stuckverziert. Verschließbare Holztüren nach außen und im Inneren machten die Räume zugänglich, verbanden sie. Die Fassade war häufig mit einem vorgelagerten Säulengang besonders eindrucksvoll gestaltet.

Eine beheizbare Badeanlage gehörte zur Grundausstattung einer 'Villa Rustica' ebenso wie eine Frischwasserleitung von der nächsten Quelle. Räumlich etwas abgesetzt, aber im Blickfeld befand sich der Privatfriedhof mit Grabsteinen oder sogar optisch attraktiven Grabbauten. Die 'Villa Rustica' war an das gut ausgebaute regionale Straßennetz angeschlossen. Die nächste 'Villa Rustica' lag häufig nur ca. 1 Kilometer entfernt. Ausgediente Soldaten lebten hier, vor allem aber die arrivierte einheimisch-keltische Bevölkerung, die gern die römische Lebensart und die römischen Zivilisationsgüter übernahm.

Im 4., spätestens 5. Jh. endete dann diese Epoche des Wohlstandes und das Mittelalter kündigte sich mit der Völkerwanderung an. Alamannen und Franken prägten und gestalteten nun mit ihrer Lebensweise Zeit und Raum.

Quelle: Dr. G. Rupprecht (Landesarchäologe)

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